Fotografie als Ausdruck meiner Selbst

Erst einmal ist es wichtig zu verstehen, was die Fotografie in meinen Augen bedeutet.

Ich bezeichne es gerne als Ausdruck meiner selbst. Es hilft mir dabei die Dinge um mich herum zu verstehen und vor allen Dingen zu akzeptieren. Mich selbst zu akzeptieren. Die Fotografie ist für mich das Spiegelbild meiner Seele.

Sie ist die Konfrontation allen Seins.

Sie ist mein drittes Auge, welches die Umstände so festhält, wie ich sie empfinde.

Ein Ausdruck meiner Gefühle in ihrer reinsten Form.

Für mich ist die Fotografie nicht nur ein schönes Bild unserer Liebsten oder ein schickes Foto von einer Reise. Nein, sie ist das Gefühl welches ich in diesem Moment hatte. Das Wichtigste auf einem Foto für mich ist das Übertragen dieser Emotionen. Die Sensibilität der Person zu spüren, welche sich auf dem Foto befindet.

Ein Foto bedeutet nicht nur das abzulichten was man mit dem bloßen Auge erkennen kann, sondern das, was man mit dem Herzen fühlt.

Sie spiegelt die Freude, die Melancholie oder die Angst wieder, welche ich in diesem Moment empfunden habe. Die Fotografie friert dieses Gefühl ein auf ewig.

Sie bedeutet blank ziehen. Ohne jeglichen Schutzhüllen offenbart werden.

Die Fotografie hilft mir Erlebtes zu verarbeiten. Sie leert meinen Kopf, damit ich wieder frei bin für andere Dinge.

Sie befreit mich vor dem Drang alles in mich hineinzufressen.

Anfangs nutzte ich sie gerne als Ventil meiner Emotionen. Dann als Prozess der Selbstfindung. Heute ist es die reinste Form mich selbst auszudrücken.

Sie bleibt mein ständiger Wegbegleiter.

2016

Wie alles begann..

Schon als Kind war ich angezogen von der Fotografie. Formen und Farben faszinierten mich sehr.

Als kleiner Fratz baute ich schon mein kleines „Studio“ auf und setzte Gegenstände nebeneinander um ein Auge für Komposition zu bekommen. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht mal was Komposition überhaupt bedeutet.

2007

Ästhetik war es, die mich anzog. Ich hatte keine Ahnung wie genau man zu einem „schönen“ Bild kommt… doch ich wollte so etwas schönes selber machen können.

Es gibt keine wissenschaftliche Formel oder eine Regel, welche als DIE EINE Form der Ästhetik anerkannt wird. Oke klar, es gibt den goldenen Schnitt aber es ist nicht wissenschaftlich fundiert, was Menschen genau an einem Bild anziehend finden.

Ich konnte jedoch schon sehr früh sagen, was genau ich weshalb an einem Foto oder Gemälde schön fand.

Farben, Formen, Konturen, Licht, Helligkeit, Dunkelheit oder einfach die Schönheit der Person auf dem Abgebildeten. Ich konnte es immer genau definieren.

Es selber zu fotografieren ist hingegen eine ganz andere Geschichte.

Noch heute liebe ich es alte Fotografien zu durchstöbern. Alles alte zieht mich auch heute noch in den Bann.

Von analogen Kameras und Videoaufnahmen bis hin zu alten Drucken oder Dunkelkammerutensilien.

Doch dazu möchte ich in einem späteren Beitrag genauer eingehen.

Seitdem ich denken kann sehe ich die Fotografie als ein künstlerisches Handwerk an.

Der künstlerische Aspekt darin ist die Kunst des Sehens. Das Übermitteln eines Gefühls – in einem Bild eingefroren.

Und Handwerk, weil man die Fertigkeit erst erlernen muss. Man muss lernen das Gesehene auf Papier zu bringen. In der Form, wie man es sich vorstellt bevor man überhaupt den Auslöser drückt.

Ja richtig, bevor ich überhaupt den Auslöser betätige sehe ich das Endprodukt schon vor mir. Ich spüre die Weichheit des Papiers. Stelle mir die Farben auf diesem vor und fühle mich in das Motiv hinein. Dann drücke ich ab.

Dann, wenn mein Gefühl mir sagt, dass es der richtige Moment ist.

Meistens ist eine Fotografie für mich ein gedrucktes Endprodukt. Kein Foto verloren in den Tiefen der digitalen Welt.

Sie sollte meiner Meinung nach unbedingt immer auf Papier gebracht werden.

2017

Warum ich das denke? Ich habe keine Ahnung.

Vielleicht weil Papier genau so vergänglich ist wie der Mensch selbst oder aber weil das Fühlen des Papiers einfach nur nochmals das Gefühl während des Fotografierens widerspiegelt.

Fotoalben haben für mich immer noch einen hohen Stellenwert, da es eine Art Dokumentation zeigt. Jedes einzelne Foto entspringt einer Biografie. Meiner Biografie.

Es zeigt Augenblicke, deren ich Zeuge war.

Ich will, dass die Menschheit nach mir weiß, dass ich existiert habe.

Das bringt mich dazu darüber zu schreiben wie ich zur Leidenschaft der Autoportraits gekommen bin.

Als Kind war ich keines Fotos scheu. Doch als Pubertierende habe ich mein Äußeres gehasst. Ich empfand andere immer als schöner, schmaler oder einfach ansehnlicher. Niemals hätte ich mich selbst als schön bezeichnet.

Unzufrieden mit mir selbst zog ich durch die Welt. Fotos von mir hätte ich am Liebsten verbrannt.

Irgendwann kam dann der Knackpunkt. Fernab von einer Gesellschaft, wo jeder zehn Selfies täglich von sich macht begann ich Kleinigkeiten an meinem Körper rauszupicken, welche mir gefielen.

Es fing an mit meinen Augen, dann war es mein Lachen, dann meine Nase… mit und mit fing ich an mich wieder lieben zu lernen.

Also begann ich auf jedem Foto was jemand von mir machte zu lachen um meine Unsicherheit zu übertönen. Ob es ein gefaktes Lachen war oder nicht spielte zu diesem Zeitpunkt keine Rolle.

Doch irgendwann begriff ich, dass es sich nicht um ein Lachen geht. Oder um meine Nase. Es geht sich um mein Gesamtbild. Ich muss lernen mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Und das bedeutet alles an mir

So langsam fing ich mit den Autoportraits an.

Ob ich mich nun zu dick oder zu dünn fand. Die Fotografie begleitete mich durch all diese Phasen der Selbstakzeptanz.

2018

Manipulation der Fotos

2012-2014 fand ich Manipulation an meinen Fotografien extrem interessant. Ich fand es faszinierend, wie leicht man Menschen, Fotos und Geschichte durch kleinste Techniken manipulieren kann.

2014

Ich empfand subtile Details der Manipulation in Fotografien attraktiv. Dann wurde es immer extremer. Ich wollte darauf aufmerksam machen, wie schnell und einfach eine Gesellschaft manipuliert werden kann.

Zu dieser Zeit war meine Fotografie noch sehr kontrastreich. Ohne jegliche Weichheit. Sie schrie „hier bin ich!“.

Ich wollte die Gesellschaft zeigen, ohne sie zu zeigen. Es ging sich weniger um Reportage als um die Montage.

2013

Erst als 2015 ein einschneidendes Erlebnis mein Leben komplett verändert hatte, fing ich an die Heilung hinter diesen Selbstportraits zu erkennen.

Ich wandte den Blick nunmehr nach außen. Immer noch gesellschaftskritisch versuchte ich ab dann meine Fotografie in der Reportage anzuwenden. Ich dokumentierte das Leben außerhalb meiner kleinen Blase.

Meine Fotografin wurden um einiges weicher. Sinn dahinter war es die Zerbrechlichkeit meiner selbst präsenter zu zeigen.

2015

In Frankreich 2015 wurde das autoportraitieren dann fester Bestandteil meines Lebens, so wie es viele in meinem Umfeld noch heute von mir kennen.

Ich hatte einiges zu verarbeiten und merkte schnell, dass dies am Besten geschieht indem ich mich mit meiner selbst konfrontiere.

Es waren keine typischen, lachenden, selfie-artigen Bilder. Nein, es waren frontale Aufnahmen meiner selbst. Ohne Lachen. Das wurde mir zu dieser Zeit genommen. Ohne Freude. Als gebrochener Mensch.

Ich ließ meine Augen sprechen. Meine Seele nahm so Gestalt an.

Doch die Fotografie von mir selber diente nie dem Zweck der Eitelkeit.

Die Autoportraits dienten auch nicht den Zweck gesehen zu werden. Es diente als reiner Heilungsprozess. Ein Prozess mein Leben und mich zu akzeptieren.

Dies sollte der Beginn einer endlosen Reihe von Autoportraits werden.

Heute verstehe ich unter Ästhetik etwas ganz anderes. Ein Foto sollte ein cinemaartiges Licht enthalten. Die Dunkelheit muss die Helligkeit übertrumpfen. Das Licht dient nur zum schmeicheln des Sujets.

Denn alles Schöne verbirgt sich im Dunkeln.

2017

Für mich ist ein Selbstportrait eine Art persönliche Ausdruck die es schafft unsere täglichen Launen festzuhalten. Zum Einen zeigt es ganz klar unsere physische Präsenz aber auch unsere spirituelle Präsenz, welche sich meiner Meinung nach immer durch die Attitüde zeigt.

Ein Blick, eine Position oder ein Verhalten. All diese Aspekte geben ein Bild an die Außenwelt. Man möchte gesehen werden! Wir sind der Schöpfer unseres eigenen Spiegelbildes.

Der Autoportraitist entscheidet selber was er zeigen möchte und was er lieber im Verborgenen lassen möchte. Jedes einzelne Selbstportrait verkörpert den Prozess des Schaffens.

2018

Jedes einzelne Selbstportrait zeigt uns immer mehr wer wir sind. Es gräbt sich Schicht für Schicht bis zu dem Essenziellsten Punkt unseres Seins.

Um es ganz kurz zu sagen: ein Selbstportrait bedeutet Identität. Es ist Zeuge unserer Existenz. Es zeigt, dass wir Teil der Geschichte sind, der Geschichte der Menschheit.

Ein Porträt von sich selber bedeutet für mich, eine Identität zu besitzen, ein Individium in dieser Gesellschaft zu sein, welche seit langem versucht uns zu standardisieren.

2018
2019

Hebammen Talk – eure Fragen, ihre Antwort

Ein Interview mit einer Hebamme

Jeder, der mir auf Instagram folgt, weiß wie es zu diesem Beitrag gekommen ist.

Ich habe euch gefragt, ob es euch interessieren würde ein Interview mit einer Hebamme zu führen.

Ihr stellt die Fragen , sie antwortet.

Innerhalb kurzer Zeit kamen schon eine ganze Menge Fragen zusammen.

Glücklicherweise war die liebe Sophie Breuer einverstanden eure Fragen zu beantworten.

Einmal ein kurzes Kennenlernen ihrer Person. Sophie ist 1995 in Eupen, Belgien geboren und hat ihre frühe Kindheit im Raum Sachsen-Anhalt in Deutschland gelebt. Sophie zog nach ihrem Abitur von Eupen nach Namur und schließlich nach Lüttich, um dort an der Haute école libre Mosane nach 4 lehrreichen Jahren ihren Hebammen-Bachelor-Abschluss in der Hand zu halten.

Innerhalb ihres Studiums hat sie zahlreiche Praktika absolviert. Doch nicht nur in Belgien hat sie ihr Wissen bereichert. Es verschlug sie nach Deutschland, zum Senegal und nach Österreich. Wo sie schlussendlich auch geblieben ist und heute noch lebt.

Seit 2018 arbeitet sie nun im St. Josef Krankenhaus, einer der größten Geburtszentren in Wien. Neben dem Kreißsaal arbeitet Sophie dort auch auf der Wochenbettstation.

Da ihr nun ein kleines Backgroundwissen über die liebe Sophie habt, welche eure Fragen beantworten wird, schieße ich direkt mal los mit der ersten Frage…

Sophie, erzähl doch mal…

1. Was genau hat dich dazu bewegt den Beruf als Hebamme auszuführen? Was liebst du an deinem Job?

Ich bin über einen kleinen Umweg zum Hebamme-Sein gekommen – ich wusste, dass ich in die Geburtshilfe möchte, aber ob von ärztlicher Seite aus oder als Hebamme, das ist mir erst nach meinem ersten Praktikum so richtig bewusst geworden.

Als Hebamme hat man den Luxus, großteils für alles Physiologische, das heißt „Normale“ und „Gesunde“ zuständig zu sein – konkret heißt das, dass wir manchmal einfach zusehen und genießen können, was die Natur so alles kann.
Hebammenarbeit in all ihren Facetten kann auch ganz schön fordernd sein, man trägt Verantwortung für gleich zwei Leben, arbeitet parallel an den verschiedensten Dingen, teilt Freude und gleichzeitig Leid. Wir begleiten Frauen und Familien durch eine ganz besondere Lebensphase – ich glaube es ist die Vielfältigkeit, die mir so gefällt!

2. Wie kann man sich also deinen Alltag als Hebamme vorstellen?

Also wenn es einen Alltag geben würde…es gibt ihn einfach nicht!


Hebammen, die teils wie ich im Krankenhaus angestellt sind, arbeiten im Schichtdienst: Tag-, Nacht-, Wochenend-, Feiertagsdienste immer bunt im Wechsel.

Da eine gewisse Routine oder einen Alltag zu entwickeln gestaltet sich mehr als schwierig.

Wenn es um einen klassischen Arbeitsalltag geht: den gibt es auch nicht wirklich. Okay, auf meinem Dienstplan kann ich schon erkennen, wann ich Dienst im Kreißsaal, auf der Wochenbettstation, im OP oder in der Ambulanz habe, aber was genau mich dann da erwartet ist jedes Mal auf’s Neue eine Überraschung.

3. Woher genau weiß ich welche Art der Entbindung zu mir passt? Welchen Geburtsort wähle ich in Zeiten von Corona am Besten?

Neben einer ambulanten oder einer stationären Geburt, besteht die Möglichkeit, den Nachwuchs in den eigenen vier Wänden oder aber auch im Geburtshaus auf die Welt zu bringen.


Wichtig zu beachten ist dabei, dass sich je nach eurem Gesundheitszustand oder dem Verlauf der Schwangerschaft, die ein oder andere Option von selbst ausschließt.

Welche Kriterien es gibt und was zu beachten ist, kann euch im individuellen Gespräch eure Hebamme und euer Facharzt sagen.


Auch Corona sollte kein Argument sein, eure Pläne kurzfristig über Bord zu werfen – bei Unsicherheiten immer das Gespräch suchen!

4. Machst du auch Hausgeburten? Wieso ist es so schwierig eine Hebamme zu finden, die Hausgeburten betreut?

Nein, ich arbeite fest angestellt in einem großen Perinatalzentrum und nebenbei freiberuflich in der Betreuung von Schwangeren und nach der Geburt von Mutter und Kind im Wochenbett.


Neben dem eh schon bestehenden Hebammenmangel, gibt es leider derzeit nur eine Minderheit unter uns Hebammen die Hausgeburten anbieten und betreuen.

Das liegt zum Teil auch an den stets steigenden Haftpflichtversicherungen und einhergehend an der sinkenden Lukrativität der Rufbereitschaft und des entstehenden Aufwands.


Falls man eine Hausgeburt plant, kann ich euch nur anraten, euch nicht durch die ein oder andere Absage entmutigen zu lassen. Bleibt dran! Viele Hebammen durchtelefonieren!

Viel Glück!

5. Ab wann genau ist ein Baby lebensfähig?

Die Grenze zur Lebensfähigkeit eines Kindes ist trotz moderner Medizin und aller zur Verfügung stehenden Techniken zwischen der 23 und 25 SSW erreicht. Wird ein Kind so früh geboren, unterscheidet und orientiert sich die Versorgung dieses Kindes von Fall zu Fall und je nach Expertenmeinung.

6. Woran erkenne ich, dass mit meinem Baby im Bauch etwas nicht stimmt?

Das ist eine schwierige Frage – ich erinnere mich an einige Mütter, die von einem inneren Gefühl sprachen, welches sie nicht näher beschreiben konnten, aber welches sie spüren ließ, dass etwas nicht stimmt.

Bei ungutem Gefühl, abnehmenden Kindsbewegungen oder ähnlichem auch umgehend das Gespräch mit euere Hebamme oder Facharzt!

7. Inwiefern beeinflusst mein Körpergewicht die Gesundheit meines Babys?

Große Gewichtsabweichungen zur Norm (Unter- und auch Übergewicht) können natürlich deinen Gesundheitszustand, deine Schwangerschaft, die Geburt und das Heranwachsen deines Babys beeinflussen. 

Bei Adipositas (Übergewicht) in der Schwangerschaft bedeutet das zB ein höheres Risiko für eine Fehlgeburt, für arterielle Hypertonie, Präeklampsie und Gestationsdiabetes mit möglich einhergehendenKomplikationen.


Studien belegen außerdem den eindeutigenZusammenhang zwischen Übergewicht/Adipositas der Mutter vor der Schwangerschaft und einem erhöhten Auftreten von Übergewicht und Asthma bei den Kindern.

8. Was bedeutet Präeklampsie und welche Folgen kann es haben?

Präeklampsie oder gerne auch Schwangerschaftsvergiftung genannt beschreibt eine Erkrankung in der Schwangerschaft, die auf eine Fehlentwicklung von Plazentagefäßen ganz zu Beginn der Schwangerschaft zurückzuführen ist.

Die Schwangerschaft entwickelt sich zunächst ganz normal, bis dass irgendwann die Obergrenze der Versorgungskapazität der Plazenta erreicht ist und der Körper der Frau mit Bluthochdruck, Eiweiß im Harn und Auffälligkeiten im Blut und den Organen reagiert.

Auch die ausreichende Versorgung des Babys über die Plazenta kann bei einer Präeklampsie nicht mehr ganz gewährleistet werden – es kann zu Wachstumsstörungen bis hin zur Unterversorgung mit Todesfolge kommen.

Je nach Schweregrad der Präeklampsie entscheidet sich das geburtshilfliche Vorgehen.

Tritt eine leichte Form auf ist es möglich konservativ zu arbeiten, das heißt Symptome durch Therapie zu lindern und Komplikationen medikamentös einzuschränken und dem Baby somit zu ermöglich noch etwas im Bauch zu reifen.

Bei schwereren Formen, ist die einzige Therapie die Beendigung der Schwangerschaft, das heißt eine Einleitung und Spontangeburt oder ein Kaiserschnitt.

9. Kannst du mir die Vor- und Nachteile einer Wassergeburt aufzeigen? Was hältst du davon?

Falls du dich im Wasser wohlfühlst und du dirvorstellen kannst, dass Wärme dir gut beim Verarbeiten der Wehen hilft – teste es aus!

Ich habe schon so manche Frau erlebt, die so schnell wie sie in der Wanne angekommen ist – auch schon wieder raus war und sich dann doch für eine ganz andere Position entschieden hat.

Wir Hebammen sind da flexibel!


Das warme Wasser hat natürlich Vorteile, nicht nur du kannst dich besser entspannen, sondern deine Dammmuskulatur tut dies ebenfalls. Man muss die Wanne nicht unbedingt zur Geburt nutzen, sondern gerne auch vorher, als Entspannungsbadewanne.

Falls es aber Auffälligkeiten im Geburtsverlauf geben sollte, ist es einer der ersten Maßnahmen der Hebamme dich aus der Wanne heraus zu holen.

Deine Hebamme wird also situationsbedingt helfen zu entscheiden, ob eine Wassergeburt in Frage käme oder du vorher doch wieder an Land solltest.

Ich persönlich finde Wassergeburten ganz großartig und freue mich jedesmal, wenn es zu einer kommt.

10. Was sind die häufigsten Geburtsverletzungen und was kann ich dagegen tun?

Ca. 80% aller Erstgebärenden haben eine Geburtsverletzung die mit einer Naht versorgt werden muss.

Am Häufigsten sind das Schürfungen der Schleimhaut, der Labien oder Dammrisse ersten und zweiten Grades.

Tatsächlich gibt es die ein oder anderen Hilfsmittelchen, welche die Verletzungen gering halten können. Jedoch gibt es kein „Wundermittel“ welches alle Geburtsverletzungen ausschließt.

Evidenzbasiert, und somit durch aktuelle Studien zur Prävention von Verletzungen belegt sind:


-die geburtsvorbereitende Dammmassage mit Öl
-geburtsvorbereitende Beckenbodengymnastik

Bitte fragt eure Hebamme nach genaueren Infos dazu !

11. Was genau ist Oxytocin und wozu dient es genau?

Oxytocin ist das sogenannte „Kuschelhormon“ – es dient unter der Geburt dazu die Wehen auszulösen, da es eine Kontraktion der Uterusmuskulatur bewirkt.

Nach der Geburt ist Oxytocin aber noch genauso wichtig, da es eine große Rolle in der Bildung der Mutter-Kind-Bindung spielt.

Zusätzlich ist dies dafür verantwortlich beim Stillen den Milchfluss zu ermöglichen.

12. Was genau wird euch auf dem CTG angezeigt? Was bedeuten diese ganzen Zahlen?

Auf den meisten CTG Geräten sieht man eine Zahl welche die fetale Herzfrequenz mitschreibt (also den Herzschlag, Puls eures Babys).

Die andere Zahl wird vom Wehenschreiber abgeleitet. Soll heißen: ergibt die Stärke der Wehe in mmHg.

Bei neueren Geräten kann man zusätzlich noch eine dritte Zahl erkennen, die zeigt zudem noch den mütterlichen Puls auf.

13. Was genau checkt ihr beim Neugeborenen unmittelbar nach der Geburt ab?

Nach Geburt checken wir Hebammen den Initialzustand des Neugeborenen ab.

Das bedeutet, wir beobachten die klinische Adaptation: wie verhält sich das Neugeborene nun außerhalb der Gebärmutter, adaptieren sich sein Körper, seine Organe und Systeme an den extra-uterinen Zustand?

Traditionell gibt es da ein Scoring-System, nennt sich APGAR: Atmung, Puls, Muskeltonus, Aussehen, Reflexe werden in Lebensminute 1, 5 und 10 mit Punkten bewertet.

Bei unauffälliger Adaptation fällt das den Eltern meist nicht auf, da wir Hebammen versuchen möglichst diskret zu bleiben und euch beim ersten „Ankommen“ mit Baby nicht zu stören.

Genauso diskret nehmen wir nach der Geburt noch schnell Blut aus der Nabelschnur ab, aus dem darausfolgenden Wert erkennen wir, ob euer Baby bei der Geburt Stress hatte.

Die U1 sowie das Abwiegen und Messen werden möglichst erst später gemacht, um eben euer erstes Bonding nicht zu stören.

14. Woher kommt Frühgeborenenapneu?

Frühgeborene weisen ein zum Teil noch eher unreifes Atmungssystem auf.

Je größer die Frühgeburtlichkeit, desto unreifer das Atmungszentrum im Gehirn. Die Apnoe beschreibt also einen kurzen Moment des „Nicht-Atmens“, einen Atemaussetzer, der mit einem Absinken der Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung im Blut einhergeht.

Manchmal reicht ein leichtes Anstupsen, damit die Apnoe unterbrochen wird, manchmal benötigt es eine Atemunterstützung und/oder medikamentöse Therapie – da hört mein Wissen aber auch auf.

Alles weitere ist dann Kompetenzbereich von Kinderärzten und Neo-Personal.

15. Haben viele Babys Entzugserscheinungen durch die Sucht ihrer Mutter?

Ja auf jeden Fall.

Ob illegale Droge oder Alkohol und Nikotin, die Gefahr eines Neonatalen Abstinenzsyndroms, sprich Entzug, ist gegeben.

Die Symptome bei Babys sind vielfältig (extreme Reizbarkeit und schrilles Schreien, Zittern,Krampfanfälle, Schwitzen, Durchfall,Erbrechen..) und treten meist innerhalb der ersten drei Lebenstage auf.


Nie vergessen werde ich ein Praktikum, bei dem ich Zeuge von diesen „Suchtbabys“ werden konnte.

Es gibt Beratungsstellen, die auf Suchterkrankung in der Schwangerschaft spezialisiert sind und die euch beraten und helfen können!

Es ist nie zu spät!

16. Was hat es mit der Gelbsucht auf sich?

Jedes Neugeborene weist eine gewisse Unreife der Leber auf – die Leber ist aber mit der wichtigen Aufgabe behaftet, Teile von abgebauten roten Blutkörperchen (Bilirubin) so umzuwandeln, dass diese mit Harn und Stuhl des Kindes ausgeschieden werden können.

Durch diese Unreife der Leber verbleibt also ein Teil des Bilirubins im Blut und stagniert dort und setzt sich schließlich unter die Haut, daher die Gelbfärbung.


Die meisten Babys schaffen es das Bilirubin nach einigen Tagen von selbst abzubauen. Manche benötigen bei steigenden Werten da etwas mehr Unterstützung in Form einer Fototherapie.

Unterstützen kann man das natürliche Abbauen von Bilirubin im Körper des Babys durch ausgiebiges Stillen/Füttern und reichlicher Zufuhr von Tageslicht.

17. Mein Baby hat Akne. Hast du irgendwelche Tipps? Kann ich irgendetwas dagegen tun?

Neugeborenen Akne ist ein ganz normales Phänomen. Die kleinen roten Punkte kommen und gehen, tun nicht weh und schauen meist wilder aus als sie sind.

Die Haut deines Babys reagiert in den ersten Wochen auf all das Neue was sie berührt und baut sich dadurch eine eigene Schutzwand auf, die Hautflora.

Damit dein Baby auch ausreichend schützende, gute Bakterien abbekommt lohnt es sich ausgiebig zu Bonden.

Falls die Neugeborenen Akne sehr stark ausgeprägt ist, kann man sie leicht mit etwas Stiefmütterchen-Tee betupfen, frage dazu aber eher deine Hebamme um Rat.

18. Was genau hilft gegen Hämorrhoiden? Warum haben das so viele Frauen nach der Geburt?

Es gibt ein Venengeflecht von Hämorrhoidalvenen ganz nah beim After, in der Rektalampulle liegend.

Durch die Hormonlage der Schwangerschaft, dem verminderten venösem Rückfluss und auch dem Druck unter der Geburt dem dieses Venengeflecht ausgesetzt ist, kann es sein, dass ein Teil dieses Geflechts nachgibt, nach unten sackt, und sich ausstülpt. Mehr ist es tatsächlich nicht!

Nach der Geburt schaut sich deine Hebamme das Ausmaß dieser Hämorrhoide an und wird dir individuell empfehlen was zu tun ist.

Generell gilt, konsequent kühlen, weiches Klopapier, viel trinken und einer Salbe in Rücksprache.

Nur ganz selten ist eine Vorstellung beim Proktologen oder eine OP notwendig.

19. Wann und wie kann ich mit dem abstillen beginnen?

Da Abstillen genauso individuell und manchmal holprig sein kann wie der Stillbeginn möchte ich dazu keine allgemeine Empfehlung aufschreiben.

Um eine Mama und ihr Kind beim Abstillen zu begleiten, bedarf es zunächst mal einem Gespräch, aus welchen Gründen abgestillt werden soll, und wie die aktuelle Stillsituation aussieht.

Häufig stellt sich dann im Gespräch heraus, dass eigentlich kein wirklicher Grund zum Abstillen vorhanden ist, und eher Bestätigung benötigt wurde, dass es okay ist auch weiterzustillen – obwohl Großmutter, Tante und Nachbarin schon ihre Empfehlungen ausgesprochen hatten.


Abschließend möchte ich dazu noch sagen, dass Abstillen ein Prozess ist, der nicht von jetzt auf gleich abgeschlossen ist.

Es gibt immer zwei Parteien (Mama und Kind) die bereit und einverstanden sein müssen mit dem Abstillen zu beginnen – ohne jeglichen Einfluss von außen.

Schlussfolgernd kann man also sagen, dass es immer ratsam ist Rücksprache mit eurer Hebamme zu halten.

Kommunikation ist das A und O.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei der lieben Sophie, welche sich so viel Zeit genommen hat eure Fragen gewissenhaft zu beantworten.

Wir hoffen, unsere Mühe euch all eure Fragen zu beantworten hat sich gelohnt.

Wochenbett

Zeit für uns

Dauernd todmüde, Augenringe denen Augenringe wachsen und doch die schönste Zeit im Wochenbett.

Ich lerne dich kennen. Du lernst mich kennen.

Ich weiß nicht viel. Doch ich weiß wie du riechst. Wie sich deine Haut auf meiner anfühlt.

Ich weiß, dass du direkt einschläfst sobald man singt oder summt. Ich weiß, dass du es liebst die Vibration meiner Stimme auf deiner Brust zu fühlen.
Ich wusste nie genau was Wochenbett wirklich bedeutet, bis das ich diese besondere Zeit selber erleben durfte.

Ich weiß nicht viel.
Doch ich weiß, wann wieder Zeit ist Milch zu geben. Und dass du ein Fischmündchen machst wenn du satt bist.
Ich weiß, wann du Bauchschmerzen hast und was ich dagegen tun kann.
Ich weiß, dass ich dich immer lieben werde.

Ich weiß, dass ich jede Sekunde kuscheln mit dir genieße.

Nun weiß ich was Wochenbett heißt. Es bedeutet Zusammenwachsen.

Das Wichtigste wissen wir und das wir wissen es für immer zu wissen.